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=== Lüftungstechnik === | === Lüftungstechnik === |
Version vom 27. Oktober 2020, 13:53 Uhr
Dem ehemaligen Universum Filmtheater an der Berliner Allee 59 in Düsseldorf und dem Filmvorführer Hans-Heinrich Müller (†2009) soll diese Webseite in Würdigung und Erinnerung gewidmet sein.
Mein Name ist Thomas Wien und ich habe als 15-Jähriger in diesem Filmtheater unter Herrn Hans-Heinrich Müller das Filmvorführen gelernt, von seinem detailliertem Wissen über Kinotechnik profitiert und dort als Filmvorführer von 1986 bis 1998 gearbeitet.
Ich möchte hier unsere alltägliche Arbeit als Filmvorführer und die damalige analoge Technik speziell in diesem Filmtheater beschreiben und damit in Erinnerung halten. Die Arbeit wirkt sicherlich im Gegensatz zur heutigen Digitaltechnik umständlich und aufwendig. Es war damals der Stand der Technik. Ich persönlich finde, dass die heutige digitale Projektionstechnik der analogen Projektionstechnik bei weitem überlegen ist. Aber gerade diese analoge mechanische Projektionstechnik hat meine Faszination für die Projektionstechnik entfacht. Ich glaube nicht, dass diese Faszination in gleicher Weise heute bei einer digitalen Projektionstechnik entstehen könnte, wäre ich noch einmal ein 15 jähriger Jugendlicher.
Historie
- Das Universum Filmtheater wurde im Oktober 1955 Jahren mit ca. 596 Sitzplätzen unter UFA-Direktor Arno Hauke eröffnet
- Architekten waren Dipl.-Ing. Gerd Lichtenhahn und Dipl.-Ing. Hans Klüppelberg, Hannover
- Bauleitung hatte UFA-Architekt Gisbier, Düsseldorf
- Im selben Gebäude befand sich damals in den Büroetagen das Ufa-Haus
- In den 1970er Jahren kamen die kleine Kinosäle Star und Comet hinzu
- Später wurde dann auch das Kino Berolina an der Berliner Allee 46 von den Filmvorführern des Universum mit betreut
- 1992 wurden umfangreiche Modernisierungsmassnahmen durchgeführt (siehe Modernisierung 1992)
- 1999 wurde das Kino geschlossen
Mehr zur Historie unter Universum Filmtheater
Kinotechnik
Projektoren
- Als 35mm-Projektoren waren Ernemann X und Ernemann IX mit Objektivrevolver im Einsatz, später auch Kinoton FP20 oder FP30?
- Das Projektionslicht wurde durch Xenonlampen mit 1.600 Watt erzeugt
- Dreiphasenwechselstrom-Gleichrichter für die Xenonlampen waren von der Firma Jovy und später von der Firma Irem
- Wasserkühlung und Luftkühlung der Bildbühne
- Bildformate waren 1:1,66, 1:1,85 und 1:2,35 (Cinemascope)
- Diaprojektor mit 6x6cm-Dias und Dia-Schallplatten
- Die Automatisierung wurde durch Ermemat I mit Programmwalze und Ernemat III durchgeführt, später durch Kinoton Matrix. Saalsteuerung mit Schlüsselschalter und später Drucktaster.
- Scharfstellung manuell und über Saalsteuerung möglich
- Filmmaterial Acetat und später Polyester, früher Nitrofilm
- Themen: 35mm, Malterserkreuzgetriebe, Protektor, Schrägprojektion, Synchronmotoren, Quecksilberschalter, Projektoröl, Ausleuchtung, Lichtton, Tonlampe, Tonspalt, Shunt, Magisches Auge, Wechsel von Xenonlampen, Frikton, Schungmasse, Pilotlicht, Teslaspule, Zündtrafo, Anamorphot, Bildberuhigung, Filmberuhigung, Statische Entladung, Automatisierungsfolien mit Induktionstastern, Parabolspiegel, Sphärische Spiegel, Chromatische Abberation, Sphärische Abberation, Lichtstärke, Lichtstrom, Fallklappen, Dreiphasenwechselstrom-Gleichrichter, Germanium-, Selen- und Siliziumdioden
Filmteller
- Der Film lag - wie in allen anderen Düsseldorfer Kinos - auf horizontalen Kinoton-Filmtellern mit Makeup-Table. Universum und Berolina waren die einzigen Kinos, in welchen Endlosteller der Firma Cinemeccanica und später der Firma Kinoton als Pilottest eingesetzt wurden.
- Filmkerne (auch Bobbies genannt) aus Holz zum Andrücken auf dem Makeup-Table
- Umroller
Arbeit der Filmvorführer
- Einschalten und Überprüfen der Notbeleuchtung
- Wechsel von Saal- und Bühnenbeleuchtung
- Zusammenstellen der Hauptfilme mit Aktmarkierungen und Automatikfolien
- Zusammenstellen der Werbefilme nach Vorgabe der Werbefilmdisposition
- Verwenden von Nass- und Trocken-Filmklebepressen
- Wartungsarbeiten wie Ölwechsel, Lampenwechsel, Reinigen der Umlenkrollen, Tonjustierung
- Setzen der Buchstaben der Außenanzeigen, wenn Dekorateur im Urlaub war
- Kulturfilm bei "Prädikat wertvoll". Filme mit "Prädikat wertvoll" waren hinsichtlich der Vergnügungssteuer vergünstigt
- Reinigen der Bildbahn mit Blasebalk, Pinsel und Staubtuch
Tontechnik
- Der Projektor der Ernemann X verfügte über einen Magnettonteil und einen Lichttonteil
- Als Übertragung zwischen Verstärker und Lautsprecher kamen 100V-Transformatoren zum Einsatz, später wurden Lautsprecherleitungen mit hohem Querschnitt verlegt
- Verstärker der Firma KTV
- Mono-Tonsysteme waren Mono, Stereo und Vierkanal mit Surround
- Als Dolby-Prozessoren waren CP50 und später CP55 mit Dolby SR im Einsatz
- Lautsprecher mit Schweinsledermembran
- Lautstärkeregelung im Saal
- Einlassmusik
- Kino-Gong
- Einmessung von Vierkanalton
- Kontrolllautsprecher im Vorführraum
- Themen: Rauschunterdrückung, Schallschluckende Wände, Schallschluckende Bestuhlung, Rosa Rauschen, Toneinmessung
Leinwände
- Im Universum war eine perforierte Leinwand eingebaut
- Im Star wurde mit Rückprojektionsscheiben gearbeitet, im Comet mit Umlenkspiegeln (Oberflächenspiegel) und später wurden sie aufgrund der Direktprojektion durch perforierte Leinwände ersetzt
- Im Berolina war eine perforierte Silberleinwand eingebaut
Bühne
- Hauptvorhänge und Hintervorhänge und deren Seilsysteme
- Kaschierung und deren Seilsysteme für die verschiedenen Bildformate
Beleuchtung
- Akkubetriebene Notbeleuchtung in allen Sälen
- Panikbeleuchtung
- Putzbeleuchtung
- Saalbeleuchtung und Bühnenbeleuchtung
- Sitzreihenbeleuchtung
- Trittleistenbeleuchtung
- Saalverdunkler mit Spindel, später elektronischer Dimmer und als Pilotprojekt die elektronische Dimmung von Leuchtstofflampen im Deckenbereich im Universum-Saal
Lüftungstechnik
- Be- und Entlüftung
- Heizung
Notausgänge
Kinoorganisation
Theaterleitung
Kasse
Einlass
Verkauf
Dekoration
Reinigung
Elektrotechnik
Filmdisposition
Besonderheiten
Kinokatzen
Hochspannungsanschluss
Frequenzgesteuerte Uhr
Im Aufenthaltsraum gab es eine sogenannte Hauptuhr, die durch die Netzfrequenz von 50Hz synchron gehalten wurde. Die Zeit wurde an die sogenannten Nebenuhren neben der Kasse und in den Vorführraum getaktet.